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Erstellt von Yvonne am 17. Juni 2014, um 15:01 Uhr

Aus Tiroler Dialektarchiv

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|Kartentitel=Schmetterlinge im Bauch
 
|Kartentext='''Begegnet man kleinen und großen, unscheinbaren und auffälligen und farbenprächtigen und dezenten Exemplaren im Garten und freut sich darüber, hat man sinnbildlich Schmetterlinge im Bauch. Ebenso vielfältig wie in Form und Farbe präsentieren sich die Schmetterlinge namentlich in Tirol. Es ist oft nicht einfach nur – wenn auch häufig – ein ''Schmetterling''. Genannt wird er auch ''Schrättel''/''Schrattel'', ''Flattermaus'', ''Falter'', ''Flander''/''Fländer''/-''er''/-''ling'', ''Schwein-'', ''Wein-'', Fei-'' und ''Pfeifalter'' oder gar ''Pfeilmutter''.'''
 
 
==='''Auf ''Schrättel-'' und ''Schrattel''jagd'''===
 
Auch wenn der Schmetterling noch so schön ist, kann er die unschöne Herkunft seines Namens nicht gänzlich verbergen, denn im Süden Osttirols nennt man ihn ''Schrättel'' oder ''Schrattel''. Dessen Ursprung liegt mit ''schretel(în)'' bzw. ''schrätel'' in der Verkleinerungsform einer mittelhochdeutschen Bezeichnung für einen ‚Waldteufel, Poltergeist, Kobold‘.<ref>[Lexer, Bd. 2, Sp. 788 und Sp. 792| Schatz, S. 552 | Schöpf, S. 646]</ref> 
 
 
==='''Mäuse in den Lüften'''===
 
Gemeint ist damit aber nicht die Fledermaus, die sich anmutig in die Lüfte erhebt. Im Nordwesten und Norden Osttirols wird der Schmetterling zur ''Flattermaus''. Der erste Wortteil lässt sich wieder durch das Zeitwort ''flattern'' erklären – eben dadurch, dass der Schmetterling mit seinen Flügeln schlägt. Beim zweien Wortteil wird es unklar – möglichweise wurden es an Fledermaus angelehnt, gerade wenn damit Nachtfalter bezeichnet wurden, was jedoch keinesfalls sicher ist.<ref>[DWB, Bd. 3, Sp. 1731–1732]</ref> 
 
 
==='''Alter Falter!'''===
 
Der ''Falter'' saugt den süßen Nektar nur aus Blumen, die in den Bezirken Landeck und Imst wachsen, wenngleich auch er dort lediglich in einigen Gemeinden so genannt wird. Hinter dem ''Falter'' und der ''Faltere'' steckt das althochdeutsche ''fīfaltar'' bzw. ''fīfaltara'', bei dem ''fī''- im Neuhochdeutschen hin weggefallen ist. Das Ursprungswort hatte die Bedeutung ‚Flatterndes‘. Wie die übrigen Wörter mit -''falter'' hier zeigen, gibt es eine ganze Bandbreite an Formen, die aus der Umdeutung von ''fei''- (aus althochdeutsch ''fî''-) entstanden sind. Erst seit Ende des 18. Jahrhunderts wurde der ''Falter'' zur dominierenden Variante. In manchen Gemeinden gibt es heute noch die weibliche Form '''''die''' Faltere''.<ref>[Pfeifer, S. 322 | Kluge, S. 274]</ref> 
 
 
==='''Alkoholgetränkt'''===
 
Spaziert man im Panznaun, im Stanzertal, am Sonnenplateau und vereinzelt im Bezirk Imst und an dessen Grenzen durch die Wiesen, begegnet man so mancher ''Weinfaltere''. Ihre Herkunft ist rasch bestimmt, auch sie stammt vom althochdeutschen ''fīfaltera'' ab. Hier wurde das ''fī''-, das man nicht mehr kannte, über ''fei''- zu ''Wein''-. Da hier das ''n'' in ''Wein'' in diesen Regionen meist mehr nur in reduzierter Form vorkommt oder aber gar nicht mehr gesprochen wird, gestaltete sich der Übergang von ''fei''- auf ''Wein''- entsprechend leichter.<ref>[DWB, Bd. 28, Sp. 909 | Schatz, S. 695]</ref> 
 
 
 
==='''Und was hat das mit fliegenden Schweinen zu tun?!'''===
 
Eigentlich gar nichts – auch wenn auch um die Stadt Imst der ''Schweinfalter'' und die ''Schweinfaltere'' durch die Lüfte flattern. Der ''Schweinfalter'' lässt sich ebenfalls auf althochdeutsch ''fīfaltar'' bzw. die ''Schweinfaltere'' auf ''fīfaltera zurückführen. Wie beim ''Weinfalter'', von dem es zu ''Schweinfalter'' nicht mehr weit ist, wurde dort das ''fī''-, das für die Bevölkerung unverständlich geworden war, vermutlich über ''Wein'' zu ''Schwein'' umgedeutet.
 
 
==='''Keine kriegerische Mutter'''===
 
Nur wenig haben die filigranen Schmetterlinge mit ''Pfeil'' oder ''Mutter'' gemeinsam, dennoch nennt man sie im hinteren Zillertal ''Pfeilmutter''. Ihr Aggressionspotzenzial wurde jedenfalls nicht zum Anlass genommen, den Schmetterling danach zu benennen. Die Herkunft dieses Wortes ist nicht eindeutig geklärt, es stehen sich hier mehrere Ansätze gegenüber: Man nimmt an, dass das altbekannte althochdeutsche ''fīfaltar'' sich dahinter verbergen könnte, aber auch eine Herleitung von ''Falmotte'' wäre durchaus möglich. Es könnte aber der ''Pfeilfalter'' als *''Pfeilvater'' verstanden worden sein, dem die ''Pfeilmutter'' gegenübergestellt wurde.<ref>[Schatz, S. 161 | Schmeller, Sp. 425]</ref> 
 
 
==='''Fei/Pfei isch des a Schmetterling'''===
 
Mit ihren farbenfrohen Flügel schön anzusehen, sind die ''Feifaltere'' (Kaunertal) und der ''Pfeifalter'' (Brandenberg), die an ganz unterschiedlichen Orten vorkommen. Nichtsdestotrotz teilen sie sich, wie die Bezeichnungen zuvor das gleiche Ursprungswort ''fīfaltara'' und ''fīfaltar''. Hier ist jedoch das zugrundeliegende Wort noch leichter zu erkennen als bei den bereits entstellten Formen ''Weinfalter(e)'' und ''Schweinfalter(e)''.<ref>[DWB, Bd. 3, Sp. 1440 | Schöpf, S. 496]</ref> 
 
 
==='''Die Flander entpuppt'''===
 
Im hinteren Ötzttal, westlich von Innsbruck und im Wipp- und Stubaital schlüpft nach geraumer Zeit der ''Flander'', der ''Fländer'', der ''Fländerer'' oder gar der ''Fländerling'' aus dem Kokon. Diese Bezeichnung steht in enger Verbindung mit dem Zeitwort ''flandern'', das nichts anderes als ‚sich hin und her bewegen, flattern, wehen‘, was Schmetterlinge ja bekanntermaßen tun, bedeutet. Der ''Fländerer'' ist demnach jemand, der flattert.<ref>[Schöpf, S. 140 | Schatz, S. 176]</ref> 
 
 
==='''Von Rahmdieben und Milchverderbern'''===
 
In den meisten Gärten Tirols beobachtet man den ''Schmetterling'', wenn von einem duftenden Strauch zum nächsten schwebt. Die Meinungen, woher das Wort für Schmetterling kommt, sind geteilt. Zwei Erklärungswege werden aber vorwiegend herangezogen: Zum einen soll es mit ''Schmetten'', einer regionalen Bezeichnung für Rahm zusammenhängen, die auf das tschechische ''smetana'' ‚Milchrahm‘ zurückgeht. Im Volksglauben verdarben oder stehlen Hexen, die sich dazu in Schmetterlinge verwandelten, Milch und Rahm. Dies wurde auf das geflügelte Insekt mit den schillernden Flügeln übertragen. Man denke dabei nur an das Englische, in dem der Schmetterling ''butterfly'' heißt. Zum andern könnte dieses auch mit ''schmettern'' in Verbindung stehen. Bezogen ist das Ganze auf dessen Flügelschlag.<ref>[Kluge, S. 814 | Pfeifer, S. 1223 | DWB, Bd. 15, Sp. 1047–1048]</ref>
 
 
<small>Karte/Kartentext: Julia Baumgartner</small>
 
 
<small>'''Literatur'''</small>
 
 
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Aktuelle Version vom 15. Juni 2018, 10:59 Uhr

Dieses standardisierte Stichwort wird von 2 belegnahen Stichwort(en) benutzt.

Stichwort Schmetterling
Hat Bedeutung Schmetterling (Tag)
  • Schaufensterseite: Ja wahr
Schmetterling
Wortart Substantiv
Numerus Singular
Genus maskulin
Kasus Nominativ
Bemerkung
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Fakten zu „SSW 2RDF-Feed
Genusmaskulin +
Hat BedeutungSchmetterling (Tag) +
Kartentext
KasusNominativ +
Normalisiertes StichwortSchmetterling +
NumerusSingular +
SeitentitelSchmetterling nom.sg.m. +
StichwortSchmetterling +
WortartSubstantiv +
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