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Erstellt von Elisabeth am 15. Januar 2018, um 17:02 Uhr

Aus Tiroler Dialektarchiv

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Version vom 27. Juni 2018, 09:51 Uhr

Bedeutung Karotten
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Kaum Karotten in Tirol
Nicht dass die Tiroler diese meist orange Gemüsepflanze nicht mögen würden, sie bezeichnen sie nur anders. Die standardsprachliche Form Karotte kommt nur selten vor, meistens wird um und westlich von Innsbruck daher von Gelbrüben und im restlichen Nordtirol sowie in Osttirol von Möhren gesprochen. Dass diese Begriffe zahlreiche Aussprachevarianten aufweisen und eben nicht wie die standardsprachlichen Entsprechungen ausgesprochen werden, versteht sich in Tirol beinahe schon von selbst.

Iss mehr Mäarlen!

Das könnte eine Mutter in Osttirol ihrem Kind raten. Diese Aussprachevariante von Möhren herrscht nämlich in ganz Osttirol vor, wobei sich zwischen Mäarlen und Mäalen unterscheiden lässt. Im Unterland, im Zillertal sowie im Wipptal und dessen Seitentälern würde dieselbe Mutter wohl von Märchn sprechen und damit die zweite gängige Aussprachevariante von Möhren verwenden. Alle drei Varianten gehen auf mittelhochdeutschEine Vorstufe der heutigen deutschen Sprache, die in etwa zwischen 1050 und 1350 gesprochen wurde. Mittelhochdeutsch steht also zwischen dem älteren Althochdeutschen und dem heute gesprochenen Neuhochdeutschen. mor(c)he bzw. more zurück, wobei der Aussprachevariante im Unterland die erste Form zugrunde liegt. Die weitere Herkunft ist leider unklar, sicher nichts zu tun haben aber sowohl die Möhre als auch die Mohrrübe mit dem Moor, wie dies fälschlicherweise oft angenommen wird.[1]

Die gelbe Rübe zur Genüge

Dass es auch gelbe Karotten gibt, ist hinlänglich bekannt. Dass aus diesem Grunde die Bewohner des Oberlandes, Teilen des südlichen Osttirols, Teilen des Unterlands sowie der Region um Innsbruck gleich alle Karotten unabhängig ihrer Farbe als Gelbrüben bezeichnen, ist in der Tat erstaunlich. Hier Farbblindheit zu attestieren, wäre wohl verfehlt, weißt die Karotte doch ein ungemeines Farbspektrum auf, wobei strittig ist, wo orange aufhört und wo gelb beginnt. Die Gelbrüben kommen zudem in zahlreichen Aussprachevarianten vor, interessant ist dabei vor allem der unterschiedliche Diphthongauch ''Zwielaut''. Zwei aufeinanderfolgende unterschiedliche Vokale, die als Einheit erfasst und nicht getrennt werden können. Im Deutschen treten folgende Diphthonge auf, die auch unter der Bezeichnung Zwielaute bekannt sind: ''ei''/''ai''/''ay''/''ey'', ''au'', ''äu''/''eu'', ''ui''., also Riab oder Ruab. Hier lässt sich eine deutliche Zweiteilung Tirols erkennen. Die Bezeichnung selbst ist dabei eine Zusammensetzung aus gelb und Rübe. Die Rübe lautete mittelhochdeutsch ruobe bzw. rüebe. Letztere Variante wurde entrundet zu Riabe und liegt vor allem den Varianten um und westlich von Innsbruck zugrunde. Die weitere Herkunft ist allerdings unklar, wahrscheinlich ist aber ein Zusammenhang mit Raps, der wiederum aus dem Lateinischen entlehnt wurde. Dass es bei gelb schon seit alters her die Variante gehl gibt, erklärt zudem Formen wie Gäalriaw.[2]

Von der griechisch-lateinischDie älteste, schriftlich überlieferte romanische Sprache. Aus der gesprochenen Variante, die auch als ''Vulgärlatein'' bezeichnet wird, entwickelten sich die heute noch gesprochenen romanischen Sprachen, so etwa Französisch, Spanisch, Portugiesisch oder Italienisch.-französisch-niederländischen Karotte

Ein eher tristes Dasein – zumindest in sprachlicher Hinsicht – fristen in Tirol die Karotten. Lediglich drei Nennungen – und das jeweils nur als Zweitnennung – können sie für sich verbuchen. Bei diesen Nennungen ist sicher von einem Einblenden der StandardspracheBezeichnung für eine Sprache, die überregionale Gültigkeit besitzt, in vielen Kontexten sozialer Interaktion akzeptiert und erwünscht ist und mittels eines Regelwerks normiert ist. Im deutschen Sprachraum wird sie gemeinhin auch mit Hochdeutsch oder im wissenschaftlichen Kontext mit Standarddeutsch gleichgesetzt. auszugehen sowie davon, dass der Stand der standardsprachlichen Karotte mittlerweile wohl ein stärkerer ist, als zum Erhebungszeitpunkt. Das Wort selbst hat dabei eine durchaus interessante Geschichte. Es wurde nämlich aus dem niederländischen karote entlehnt. Das Niederländische hat dieses Wort wiederum aus dem Französischen entlehnt, wo es die Form carotte gibt. Das Französische – als romanische Sprache – geht letztlich auf das Lateinische zurück, dort liegt die Form carōta vor, doch damit ist die Entlehnungsgeschichte keineswegs abgeschlossen. Bereits die alten Römer haben dieses Wort entlehnt und zwar aus dem Griechischen, womit die Karotte letztendlich auf das Altgriechische – wo sie karōtón heißt – zurückgeht. Da die Entlehnung des Wortes Karotte ins Deutsche wohl erst im 16. Jahrhundert erfolgte, liegt keine mittelhochdeutsche Vorgängerform vor. Dass es sich um eine relativ späte Entlehnung handelt, die erst in letzter Zeit Eingang in die bodenständigen Mundarten gefunden hat bzw. noch findet, reflektieren die Tiroler Mundarten sehr gut.[3]

Karte: Elisabeth Buchner
Kartentext: Julian Blassnigg

Literatur
  1. [KlugeKluge, Friedrich (2002): Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Kluge. Bearb. von Elmar Seebold. 24., durchges. und erw. Aufl. Berlin/New York: de Gruyter., S. 627 | DWBGrimm, Jacob/Grimm, Wilhelm (1854–1961): Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16. Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig: S. Hirzel., Bd. 12, Sp. 2473]
  2. [Kluge, S. 341 und 773 | DWB, Bd. 14, Sp. 1331]
  3. [Kluge, S. 473 | DWB, Bd. 11, Sp. 222 | PfeiferPfeifer, Wolfgang (2005): Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. Ungekürzte, durchges. Ausg.; 8. Aufl. München: Dt. Taschenbuch-Verl., S. 626]
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