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Erstellt von Yvonne am 26. November 2015, um 15:06 Uhr

Aus Tiroler Dialektarchiv

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Bedeutung waschen
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Der folgende Fehler wurde in der Syntax gefunden:
*Sternchen (Asterisk); bezeichnet eine Form, die sprachgeschichtlich nicht schriftlich belegt, sondern nur erschlossen ist „47.450327,12.250378~brixen im thale ~wåschn

wb, 1975~datei:marker7.png;47.475843,12.543664~fieberbrunn ~wåschn

wb, 1975~datei:marker7.png;47.513235,12.328694~going am wilden kaiser ~wåschn

ek, 1980~datei:marker7.png;47.449324,12.159385~hopfgarten im brixental ~wåschn

ws, 1975~datei:marker7.png;47.446665,12.316667~kirchberg in tirol ~wåschn

wb, 1974~datei:marker7.png;47.669461,12.404859~kössen ~wåschn

wb, 1980~datei:marker7.png;47.398463,11.944393~alpbach ~wåschn
w,o“ ist kein gültiger Parameter.
Die Belege gelten nur für den Erhebungszeitraum.
Wåsch dich mal
Nicht nur bei der Wäsche, sondern auch beim Vorgang des Waschens sind die Tiroler uneins, zumindest sprachlich betrachtet. Während man im Oberland seine Wasche wascht, wåscht man im Unterland seine Wesche, im nördlichen Außerfern hingegen wäscht man die Wäsch.

Die Zillereinmündung als alte Dialektgrenze

Bei ungenauer Betrachtung könnte man meinen, die geographischen Grenzen zwischen Wasche, Wesche und Wäsche wären mit jenen von waschen-wåschen-wäschen ident. Tatsächlich zeigen sich sehr große Überschneidungen. Gerade die Übergänge, die ja immer von besonderem Interesse sind, weichen jedoch stark voneinander ab. Sind die alemannisch? beeinflussten Wasche-Formen im gesamten Oberland bis Zirl und im hintersten Wipp- und Stubaital verbreitet, so ist in der vorliegenden Karte die Grenze zwischen alemannisch beeinflusstem waschen und bairischem wåschen hingegen viel weiter östlich. Sie deckt sich weitgehend mit der Dialektgrenze zwischen südbairischen und südmittelbairischen Mundarten, die in etwa mit der Einmündung des Zillers ins Inntal anzusetzen ist. Dass die Gegend um Jenbach ein Übergangsgebiet ist, zeigt sich eindrucksvoll. So kommen im Zillertal beide Formen vor, während in Achenkirch sowie im östlich von Jenbach gelegenen Münster noch von waschen die Rede ist. Gleichzeitig findet sich keine einzige Nennung für wåschen westlich von Jenbach.

Von der Kunst Wasche zu wasche

Wie kunstvoll man im Tiroler Oberland beim Wäschewaschen zu Werke geht, kann hier zwar schwerlich beantwortet, sehr wohl aber können sprachliche Auffälligkeiten hervorgestrichen werden. So ist man sich hinsichtlich des Vokals zwar einig, wie der Infinitiv? des Zeitworts waschen jedoch lauten soll, darüber lässt sich trefflich streiten. Es zeigt sich erneut eine Zweiteilung, nämlich in jene Gebiete, in denen die Endung im Infinitivn n lautet und jene, in denen sie e lautet. Man kann – ortsabhängig – Wäsche waschn oder wasche. Das Ötztal stellt dabei eine Grenze dar, insofern, als von Jenbach bis zum Ötztal die waschn-Formen vorkommen, während westlich davon von wasche die Rede ist.

Keine besonderen Auffälligkeiten zeigen hingegen das Unterland und Osttirol. Hier tritt durchgängig wåsch(e)n auf, wenngleich in Einzelnennungen – etwa in Prägraten – sogar eine Form mit Zwielautauch ''Diphthong''. Zwei aufeinanderfolgende unterschiedliche Vokale, die als Einheit erfasst und nicht getrennt werden können. Im Deutschen treten folgende Diphthonge auf, die auch unter der Bezeichnung Zwielaute bekannt sind: ''ei''/''ai''/''ay''/''ey'', ''au'', ''äu''/''eu'', ''ui''. wouschen auftritt. Im östlichen Osttirol – konkret in Dölsach, Nikolsdorf und Kals am Großglockner – wird der Vokal sogar zu wosch(e)n.

Die verwaschene Vergangenheit

Im nördlichen Außerfern kommt mit wäschen – wie schon bei Wäsche – eine eigene Variante vor. Sprachhistorisch betrachtet lassen sich jedoch alle in Tirol vorkommenden Formen auf mittelhochdeutschEine Vorstufe der heutigen deutschen Sprache, die in etwa zwischen 1050 und 1350 gesprochen wurde. Mittelhochdeutsch steht also zwischen dem älteren Althochdeutschen und dem heute gesprochenen Neuhochdeutschen. waschen zurückführen. In alemannischen Dialekten – zu denen jene des nördlichen Außerferns zählen – trat ein Lautwandel? ein, der sich Palatalumlaut? nennt und aus mittelhochdeutsch waschen die Form wäsche(n) entstehen ließ. Diese Form muss auch im Oberinntal und dessen Seitentälern geläufig gewesen sein, zumindest wurde hier aus dieser Form wasche(n), in Anlehnung an Formen wie alemannisch Bächlebairisch? Bachl. Im Unterland östlich von Jenbach wurde das a in mittelhochdeutsch waschen hingegen verdumpft, wodurch wåsch(e)n entstand.[1] Diese sogenannte Verdumpfung? ist sehr typisch für die bairischen Dialekte und tritt bei vielen Wörtern auf. Spannend ist aber vielmehr die Frage, warum die – letztendlich ja alemannisch beeinflusste Form – wasche(n) sich viel weiter nach Osten ausgebreitet hat, als das zugehörige Hauptwort Wasche. Ein möglicher Grund dafür könnte darin liegen, dass es bereits mittelhochdeutsch wesche und wasche für ‚Wäsche‘ gab.

Karte/Kartentext: Julian Blassnigg

Literatur
  1. [LexerLexer, Matthias (1872–1878): Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. 3 Bde. Leipzig: S. Hirzel., Bd. 3, Sp. 701 | Kranzmayer § 1p1 | PaulPaul, Hermann (2007): Mittelhochdeutsche Grammatik. 25. Aufl. Neu bearbeitet von Thomas Klein, Hans-Joachim Solms und Klaus-Peter Wegera. Tübingen: Max Niemeyer., Mhd. Grammatik § E31]
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